Die deutsche Nationale Wasserstoffstrategie aus dem Jahr 2020 beinhaltet den Ausbau von Infrastruktur, um nicht nur in Deutschland Wasserstoff zu produzieren, sondern auch in großem Umfang zu importieren. Experten schätzen, dass 70% des zukünftig produzierten Wasserstoffs importiert werden muss. Der Koalitionsvertrag stellt das dar als „Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffwirtschaft und die dafür notwendige Import- und Transportinfrastruktur.“
Wie kommt der Wasserstoff also zu uns?
Neben Pipelines stehen dabei Pläne im Mittelpunkt, Wasserstoff, der an Orten produziert wird, wo erneuerbare Energien günstig produziert werden können, per Schiff nach Europa und Deutschland zu transportieren. Dafür braucht es spezielle Tankerschiffe, die den auf 1/800 verdichteten und auf -253 Grad gekühlten Wasserstoff über lange Distanzen transportieren können.
Das erste solche Schiff wurde letztes Jahr von einem Konsortium von Kawasaki Heavy Industries, Iwatani Corporation, Shell Japan und J-Power vorgestellt, die Suiso Frontier. Die Kosten des Projekts beliefen sich auf 500m USD.
Die Suiso Frontier kann 1.250 Kubikmeter Wasserstoff transportieren, 75 Tonnen, die es von Australien nach Japan transportieren soll. Die Reise dauert einen Monat.
Der Wasserstoff wird in Australien aus Braunkohle hergestellt. Die Verflüssigung des Wasserstoffs hat einen hohen Preis: ca. 30% der Gesamtenergie muss aufgebracht werden.
Das Schiff wird mit Diesel betrieben. Was wäre, wenn der Wasserstoff, der mit der Suiso Frontier transportiert wird, statt Diesel zum Antrieb des Schiffes genutzt werden würde? Es würden ca. 5,6 Tonnen Wasserstoff pro Tag verbraucht. Nach 2 Wochen wären die Tanks leer und die Suiso Frontier würde liegenbleiben. Das Schiff verbraucht für die Hin- und Rückreise zwischen Australien und Japan ca. 5x so viel wie es transportiert.
Wasserstoff, der mit fossilen Brennstoffen hergestellt wird, auf einem fossil betriebenen Schiff um die halbe Welt zu transportieren macht wenig Sinn, auch wenn das Schiff nur ein Prototyp ist und sich die Ladekapazitäten sicherlich in Zukunft vergrößern werden.
Und wenn es letztendlich grüner Wasserstoff auf einem grün betriebenen Schiff (z.B. mit Methanol, Ammoniak oder Wasserstoff), dann wird der transportierte Wasserstoff doch immer der „Champagner der Energiewende“ bleiben – teuer, selten, und nur sehr selektiv für Anwendungen eingesetzt, wo es keine grünen Alternativen gibt, z.B. in der Stahl- oder chemischen Industrie.
Quellen:
(1) HESC – The Suiso Frontier
(2) Offshore Energy – World’s 1st LH2 carrier Suiso Frontier departs for Australia
(3) ndion.de – Das erste Wasserstoff-Transportschiff der Welt ist unterwegs
(4) Johann Land auf LinkedIn
(5) Update September 2022: ReCharge – ‚Not going to be a thing‘ | It will be too expensive to ship hydrogen around the world, says Liebreich
Foto: HESC
Schreibe einen Kommentar