Ein Blog zur Klimakrise

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Kategorie: Allgemein

Mann am Fenster

Meine kleine Energiekrise

Ich will ehrlich sein: die letzten Monate waren unfassbar anstrengend. Ich erlebte meine eigene, ganz persönliche Energiekrise.

Nuhr 2022 - Der Jahresrückblick

Nuhr mal checken

In Deutschland ist die Kunstfreiheit ein Grundrecht. Also darf auch ein Kabarettist wie Dieter Nuhr in seinem Jahresrückblick 2022 all das sagen, was ihm auf dem Herzen liegt.

Quelle: Screenshot „Nuhr 2022“ (ARD)

Freiheit

„Man darf seine Meinung nicht mehr öffentlich äußern!“ hört man ironischerweise in TV Talkrunden. „Die grüne Ökodiktatur will uns durch Verbote zum Verzicht zwingen!“ dient als Argument zur Ablehnung jeder auch noch so kleinen Maßnahme, um die Klimakrise zu bekämpfen. Stattdessen lautes Fordern der Freiheit zum „Weiter so!“ Diese Interpretation von Freiheit finde ich befremdlich. Denn genau dieses „Weiter so!“ wird dazu führen, die Freiheitsgrade unseres zukünftigen Lebens einzuschränken, für uns, unsere Kinder und deren Kinder.

Gerade heute, am Tag der Deutschen Einheit, macht es Sinn, über den Wert der Freiheit nachzudenken. Den unten stehenden Artikel habe ich vor 2 Jahren zum 30jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung geschrieben, im ersten Jahr der Pandemie. Angesichts von Krieg in Europa, Energiekrise und Klimakrise, ist er heute noch so relevant wie damals.

Es ist kompliziert.

Wir suchen nach den einfachen Lösungen. „Keep it simple, stupid!“

Henry Louis Mencken wird das folgende Zitat zugeschrieben: „Für jedes komplexe Problem gibt es eine Lösung, die einfach, einleuchtend und falsch ist.“ Genau das ist der Fall bei komplexen Problemen wie der Klimakrise. Schade, denn nachdem wir uns gerade mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt haben, schien es so einfach zu sein.

„Jetzt oder nie!“

So lautet die prägnante Zusammenfassung des aktuellen Teilberichts des IPCC (Weltklimarats) 2022. Teil 1 zeigte im August letzten Jahres den aktuellen Stand der Klimaforschung auf. Teil 2 im Februar diesen Jahres beschrieb die Folgen des Klimawandels. Der aktuelle dritte Teil mahnt nun die Maßnahmen an, die wir unternehmen müssen, um die Klimaerhitzung zu begrenzen. Nichts davon ist neu. Nichts davon passiert schnell genug. Will Smith’s Ausraster bei den Oscars generierte weitaus mehr Reichweite als die Nachricht, dass die Polarregionen noch nie dagewesene Hitzewellen erlebten.

Wo liegen die Hebel im Klimaschutz?

Wir haben nun ein solides Fundament gelegt, was den Stand der Klimawissenschaft anbelangt.

Wir haben die beispiellose Auswirkung menschlichen Handelns auf den Planeten und sein Klima skizziert, insbesondere in den letzten 70 Jahren.

Vielleicht habt Ihr Euch voller Ungeduld die Frage gestellt, was können wir tun? Dazu kommen wir, und um das zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, was die größten Hebel sind.

„Nicht ich. Nicht jetzt. Nicht so. Zu spät.“

Fakten zur Klimakrise können bedrücken. Es kann das Gefühl aufkommen, es ist bereits zu spät, wir können sowieso nichts mehr tun gegen die Klimakrise, wir werden mit ihr leben müssen, uns anpassen müssen. Oder, dass alle möglichen Maßnahmen gegen die menschliche Natur gehen und mit demokratischen Mitteln nicht durchsetzbar sind.

Aber es gibt auch andere Argumente gegen den Klimaschutz.

Was bedeutet die Klimakrise ganz konkret für uns?

Das Klima macht es uns nicht einfach, ein träges, komplexes System mit einer Vielzahl an Wechselwirkungen. Die Bilder vom Eisbär auf seiner schmelzenden Scholle, sinnbildlich für den Klimawandel, haben wenig Wirkung: zu weit weg, zu abstrakt, zu wenig relevant für den Einzelnen. Genauso wie im Bild gestern: 18 % der Insekten betroffen… vielleicht nicht so schlecht, denn das sommerliche Kratzen von Insekten auf der Windschutzscheibe gibt es schon heute kaum noch.

Versuchen wir es einmal konkreter zu beschreiben. Nick Reimer und Toralf Staud haben ein empfehlenswertes Buch geschrieben, das die Auswirkungen des Klimawandels für Deutschland unaufgeregt aber trotzdem eindringlich beschreibt. Ein paar Auszüge daraus hier für Euch.

Die große Beschleunigung

Seit der industriellen Revolution, aber insbesondere seit den 1950er Jahren, gab es eine dramatische und beispiellose Zunahme menschlicher Aktivitäten. Ob Bevölkerungsentwicklung, Landnutzung, Rohstoffverbrauch, Verbrauch an Düngemitteln, Wasserbedarf, atmosphärische Gase, Veränderung der Ozeane, Verlust an Biosphären und Biodiversität –  die Indikatoren wirtschaftlicher Entwicklung aber auch der Nutzung natürlicher Ressourcen weisen steil nach oben. In den letzten 70 Jahren wurde mehr Energie verbraucht als in der gesamten Menschheitsgeschichte zuvor. Diese „große Beschleunigung“ legte das Fundament, um für Milliarden von Menschen die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse, Gesundheit und steigende Lebenserwartung, Wohlstand, gesellschaftliche Entwicklung und technologische Innovation zu sichern. Die Auswirkungen menschlicher Tätigkeiten haben wahrlich globale und sogar geologisch prägende Ausmaße angenommen, dass man von einem neuen erdgeschichtlichen Zeitalter spricht, dem Anthropozän.

Exponentielles Wachstum

„Die größte Unzulänglichkeit der menschlichen Spezies ist ihre Unfähigkeit, die Exponentialfunktion zu verstehen.“

Al BartletT

Diese Aussage von Physiker Al Bartlett bewahrheitete sich nicht nur in Zeiten von exponentiellem Wachstum von Infektionszahlen in Zeiten einer Pandemie. Unser Gehirn scheint nicht dafür gemacht zu sein, die Dynamik exponentieller Entwicklungen intuitiv erfassen zu können.

Ein Beispiel: 2 Personen gehen je 30 Schritte. Die erste Person geht dabei Schritte von jeweils 1m. Nach 30 Schritten hat sie 30m Weg zurückgelegt. Die zweite Person geht mit jedem Schritt eine doppelt so große Distanz. Erst 1m, dann 2, dann 4, dann 8 Meter und so weiter. Welche Strecke hat diese Person nach 30 Schritten absolviert?

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