Wir suchen nach den einfachen Lösungen. „Keep it simple, stupid!“

Henry Louis Mencken wird das folgende Zitat zugeschrieben: „Für jedes komplexe Problem gibt es eine Lösung, die einfach, einleuchtend und falsch ist.“ Genau das ist der Fall bei komplexen Problemen wie der Klimakrise. Schade, denn nachdem wir uns gerade mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt haben, schien es so einfach zu sein.

Quelle: Quotefancy

Fleisch ist nicht gut fürs Klima, alles klar. Aber grasende Nutztiere können den Boden verbessern und dienen als wichtiges Element der regenerativen Landwirtschaft. Außerdem verwerten sie Pflanzen, die für den Menschen nicht als Essen verwertbar ist, und sie können auf Terrains grasen, die für die Landwirtschaft nicht nutzbar sind.

„Dann eben Pflanzen!“ Aber Palmöl, Soja, Kakao und Kaffee waren zwischen 2001-15 für den Verlust von 23 Millionen Hektar Waldfläche verantwortlich. Dann halt statt Nutella mit Palmöl ein Schokoaufstrich mit Rapsöl. Aber als Teil der typischen Monokulturen in der konventionellen Landwirtschaft trägt es signifikant zum Verlust von Biodiversität bei.

„Dann eben Bio!“ Aber Bio-Heidelbeeren aus Chile oder Bio-Avocados aus Mexiko werden teilweise unter schlechten Arbeitsbedingungen angebaut, verursachen oder verschlimmern den lokalen Wassermangel, und beim Transport entstehen Emissionen. (Die gesamte Serie „Verdorben“ ist sehr empfehlenswert und gibt spannende Einblicke in die Produktion von Lebensmitteln und die Auswirkungen auf Mensch und Natur.)

Für ein Kilogramm Avocados wird etwa 1.500 Liter Wasser benötigt. Aber für ein Kilogramm Spargel ebenfalls. Vielleicht etwas einfacheres essen? Ein Brot? 1.400 Liter Wasser für ein kg Weizen. Aber wenigstens nicht so schlimm wie Rindfleisch – 15.000 Liter pro Kilogramm! Kakao braucht 27.000 Liter, Röstkaffee 21.000 Liter pro Kilogramm. Aber da handelt es sich oft um grünes Wasser (Regenwasser), kein blaues oder graues (die Begriffe gibt es tatsächlich), das ist dann vielleicht nicht ganz so tragisch.

„Na dann Gemüse aus Deutschland, dann müssen wir es nicht importieren!“ Aber Tomaten aus Spanien kommen mit weniger Emissionen aus als Tomaten aus dem kühleren Deutschland, wenn sie dort in beheizten Gewächshäusern produziert werden.

„Nach all den schlechten Nachrichten hier brauche ich Schokolade!“ Im Kakaoanbau arbeiten Millionen Kindersklaven.

„Ok, dann Fair Trade!“ Ist besser, aber auch nicht ausreichend.

„Dann Tony’s Chocolonely, habe gehört die wollen 100% frei von Sklavenarbeit werden.“ Auch Tony’s, die es wirklich ernst meinen, fanden letztes Jahr 387 Fälle von illegaler Kinderarbeit in ihrer Lieferkette.

Was ist überhaupt die beste Ernährungsweise für uns Menschen?

Paleo?

Fleisch aus regenerativer Landwirtschaft?

Vegetarisch oder vegan?

Die Ernährung der berühmten blauen Zonen, wo besonders alte Menschen leben?

Oder doch nicht?

Es ist kompliziert.

Der Anbau und die Produktion von Lebensmitteln braucht Land und Wasser, oft arbeiten Menschen im globalen Süden in Armut und unter schlimmen Bedingungen auf Farmen und Plantagen, um Produkte für unsere Supermarktregale zu produzieren. Es werden Treibhausgase ausgestoßen. Bio heißt nicht unbedingt gesund, Biozucker ist auch nur Zucker. Nahrung wirkt auf unsere Gesundheit, und diese Effekte sind sehr individuell und persönlich.

Egal wie sehr wir suchen, wir werden die perfekte Lösung nicht finden. Von daher helfen uns nur ein paar Prinzipien, die in ihrer Summe dazu beitragen können, uns gesund zu ernähren und dabei die Auswirkungen auf Menschen  und die Natur im Rahmen zu halten: saisonal, regional, naturbelassen (also so wenig verarbeitet wie möglich), überwiegend pflanzlich, in Maßen, mit wenig Verschwendung, und dabei gut auf den eigenen Körper hören um herauszufinden, welche Art der Ernährung die für uns persönlich Beste ist.

Foto: 愚木混株 cdd20 auf Unsplash