Im letzten Beitrag haben wir beleuchtet, was die Auswirkungen der Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion auf die Landnutzung sind, und dass wir genug Landfläche zur Verfügung haben, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, sogar wenn wir auf die Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft setzen. Neben der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung liegt der große Hebel darin, welche Nahrungsmittel wir zu uns nehmen, also was auf unserem Teller landet. Welche Emissionen verursachen unsere Lebensmittel, und warum?
Die gute alte Kartoffel verursacht pro Kilogramm ein halbes Kilogramm CO2 äquivalente Emissionen. Damit liegt sie gemeinsam mit Wurzelgemüse, Nüssen, Erbsen und Bananen in der Spitzengruppe der Nahrungsmittel, die am wenigsten Treibhausgase verursachen. Bei Milch und Tofu sind es ca. 3kg, bei Eiern 4,7kg, Geflügel 10kg, Käse 24kg, bei Rindfleisch von Milchkühen 33kg, von Stieren oder Ochsen 100kg. Das heißt, ein Kilogramm Rindfleisch kann 10x so viele Emissionen verursachen wie Geflügel, 20x so viele wie Eier, 30x so viel wie Tofu, oder 200x so viel wie Kartoffeln.
Wo fallen diese gigantischen Unterschiede an Emissionen an? Zumeist in drei großen Bereichen. Erstens, in der Landnutzungsveränderung, das heißt wie viel Land wird für den Anbau oder die Produktion der Lebensmittel in Acker- oder Weideland umgewandelt. Zweitens, auf der Farm selbst im Zeitraum des Anbaus/ Wachstums. Bei allen tierischen Lebensmitteln ist der dritte signifikante Faktor das Futtermittel. Je nach Nahrungsmittel fallen dann weitere Faktoren etwas mehr oder weniger ins Gewicht, z.B. die Verarbeitung (bei großen Nutztieren, Käse, Kaffee, Tofu), der Transport (zumeist bei Nutztieren oder auch Bananen), im Handel (insbesondere bei Produkten, die Kühlung benötigen), sowie in der Verpackung (Kaffee, Wein).
„Ja, aber meine Gains! Ich brauch Protein!“
Stimmt, wenn man den Proteinanteil von Lebensmitteln vergleicht, die üblicherweise als alternative Proteinquellen in Betracht kommen, dann verschiebt sich das Bild etwas. Für 100g Protein verursacht Rindfleisch 50kg Emissionen, etwa 9x mehr als Geflügel (5,7kg), 12x mehr als Eier (4,2kg), 25x mehr als Tofu (2kg) oder Hafer (eine unterschätzte Proteinquelle und fast schon ein Champ im Vergleich mit seinem geringfügigen Emissionsprofil). Erbsen und Nüsse sind die Spitzenreiter mit weniger als einem halben Kilogramm CO2e pro 100g Protein. Kein Wunder, dass Erbsenprotein sehr oft in veganen Proteinshakes auftaucht.
„Ja, aber wir müssen doch die Welt ernähren!„
Na dann schauen wir uns doch mal das Bild pro 1000 Kilokalorien an. Nüsse, Erbsen, Getreide (Weizen, Roggen, Hafer), Kartoffeln, Äpfel, Wurzelgemüse, Tofu, Reis oder Bananen sind die Lebensmittel mit dem besten Emissionsprofil. Eier, Schweinefleisch, Milch, Geflügel, Käse sind im akzeptablen Bereich, Rindfleisch, Lamm, Garnelen, aber auch Tomaten fallen deutlich ab und sind ineffiziente Kalorienquellen im Vergleich zu ihren Emissionen.
Da wir dem Essen aber nicht nur funktionellen Nutzen zuordnen, sondern Lebensqualität, werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf Schokolade, Kaffee, und Wein und finden Schokolade und Kaffee etwa im Bereich von Lamm und Rindfleisch wieder, Wein steht deutlich besser da. Also behandeln wir diese Produkte als das, was sie darstellen, als Genußmittel, und getreu dem Motto: Qualität über Quantität.
Wir sind vorhin schon auf die Rolle der Landnutzung eingegangen. Desto weniger Land die Produktion eines Nahrungsmittels benötigt, desto besser grundsätzlich (wenn auch die Landnutzung nicht das einzige Kriterium ist). Für die Produktion eines Kilogramms Obst oder Gemüse wird zumeist ein halber bis ein Quadratmeter Landfläche benötigt. Für Tofu und Getreide sind es ca. 4 Quadratmeter, für Eier 6, für Milch 9, für Geflügel 12, für Käse 88, und für Rindfleisch und Lamm bis zu 350 Quadratmeter.
Dabei muss man aber genauer hinschauen… umso mehr Landbedarf Rinder, Ziegen, Schafe haben, desto weniger intensiv beanspruchen sie dieses Land, und im Falle von rotierendem Grasen kann das wie schon im Kontext der regenerativen Landwirtschaft angesprochen, sogar positiv zur Bodenqualität und dem gebundenen CO2 im Boden beitragen. Insgesamt betrachtet jedoch ist die Auswirkung der Tierhaltung auf die Landnutzung in doppelter Hinsicht wichtig. Die von ihr benötigten Flächen tragen nicht nur direkt zu den hohen Emissionen bei, wie hier heute schon beschrieben. Darüber hinaus könnten diese Flächen alternativ aber auch genutzt werden, um CO2 wieder aus der Atmosphäre zu entziehen und im Boden oder in Vegetation zu binden. Das wird mit „Opportunitätskosten der Landnutzung“ bezeichnet und gestaltet das Emissionsprofil der Tierhaltung und Landwirtschaft insgesamt noch dramatischer.
Bislang ging man davon aus, dass die Produktion unserer Lebensmittel für rund ein Viertel der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Neuere Studien beziffern den Fußabdruck des Nahrungsmittelsektors sogar noch höher, bis zu 35% oder sogar 40%(3)(4) (der Anteil der Fleischproduktion an diesen Emissionen wird mit bis zu 60% beziffert(5)) Aber das ist nicht alles. Die Landwirtschaft benötigt die Hälfte aller bewohnbaren Flächen, ist verantwortlich für 70% der Frischwassernutzung sowie 78% der Verschmutzung von Ozeanen und Frischwasserquellen.
Eine bewusste Wahl unserer Lebensmittel und ein verantwortungsvoller Umgang mit ihnen macht einen echten Unterschied.
Quellen/ zur Vertiefung (alle auf Englisch):
(1) Our World in Data – Carbon Footprint of Food Products
(2) Our World in Data – What are the carbon opportunity costs of our food?
(3) Inside Climate News – Greenhouse Gas Emissions From Food Production are Far Greater Than Previous Estimates Suggest
(4) Scientific American – Here’s How Much Food Contributes to Climate Change
(5) The Guardian – Meat accounts for nearly 60% of all greenhouse gases from food production, study finds
(6) Watson – Wie klimafreundlich ist deine Ernährung? Diese Grafik gibt dir eine Übersicht (eine schöne Übersicht verschiedener Lebensmittel, pro Kategorie, sogar als Poster für die Küche bestellbar)
Foto: Victoria Shes auf Unsplash
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