Das Windrad löst vielerorts allergische Reaktionen aus wenn, wie Minister Habeck es einmal erwähnte, „Herrchen mit Waldi spazieren geht.“ Es verändert das Landschaftsbild. Man braucht ein Fundament, tonnenweise Beton und Kupfer, die Rotoren sind aus Fiberglas und landen am Ende ihrer Lebensdauer auf Müllhalden oder werden verbrannt. Windräder zerstören Biotope, für sie müssen Waldstücke abgeholzt werden, und die töten Vögel. Schließlich sind sie laut und der von ihnen verursachte Infraschall bedroht unsere Gesundheit.

Was ist an all dem wirklich dran?

Ja, Windräder verändern das Landschaftsbild, wie es endlose Rapsfelder und Kohlekraftwerke auch tun, darüber sprachen wir schon einmal. Ja, für ihre Herstellung braucht man Rohstoffe wie Metalle und Mineralien. Viele davon sind am Ende der Nutzungsdauer von ca. 20 Jahren wiederverwendbar. Die Rotorblätter sind tatsächlich noch nicht recyclingfähig, aber neue Rotorentypen sind bereits im Test(1).

Ja, die Herstellung von Windrädern verbraucht viel Energie, aber nach bereits 3-7 Monaten ist so ein Windrad energetisch amortisiert, also hat die Energie bereits wieder erzeugt, die für den gesamten Lebenszyklus des Windrads von Herstellung über Betrieb und Entsorgung aufgewendet wurde(2).

Ja, Windräder töten Vögel. Aber ist der Rotmilan wegen ihnen vom Aussterben bedroht(3). Die Antwort ist Nein! Bei den untersuchten Todesursachen des Rotmilans steht die Windkraft an Platz 7, hinter Fressfeinden, Vergiftung, Straßenverkehr, Stromleitungen, Abschuß und den Schienenverkehr(3). Der Naturschutzbund schätzt, dass jährlich 10.000 bis 100.000 Vögel durch Windräder sterben. Das sind bei knapp über 30.000 Windrädern in Deutschland rund 0,3 bis 3 Vögel pro Windrad und Jahr. 1000 Mal mehr Vögel sterben jährlich an Glasfronten von Gebäuden (108 Millionen). 70 Millionen sterben durch Autos, LKWs und Züge, 60 Millionen werden von Katzen erlegt und noch mal eine Million durch Jäger. Aber allein durch die Dominanz landwirtschaftlicher Monokulturen mit Einsatz von Pestiziden, wodurch die Insektenpopulationen signifikant zurückgehen, sind in den letzten Jahrzehnten 13 Millionen Brutpaare verschwunden, was 170 Millionen weniger Jungvögel zur Folge hatte(4).

Anders als bei Katzen oder Autos gibt es bei Windrädern sogar Lösungen, um Vögel zu schützen. Es gibt elektronische Warnsysteme, die die Windräder ausschalten können, und wenn man Teile des Mastes sowie einen Rotor schwarz anstreicht, können Vogeltode um 50-70% reduziert werden.(5)

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Belastung durch Lärm, den die Windräder verursachen. Viel zitiert wird dabei der Infraschall, ein nicht hörbarer Schall mit einer Frequenz unterhalb 16-20 Hertz, der unsere Gesundheit besonders belasten könnte. Dabei wurde 15 Jahre lang eine Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zitiert, wobei dieser Infraschall mit mehr als 100 Dezibel gemessen wurde. Mittlerweile ist bewiesen, dass aufgrund eines Rechenfehlers die Lautstärke 36 Dezibel zu hoch bewertet wurde (und damit um einen Faktor von 1.000-10.000 zu hoch)(6). Aber auch dieser viel zu hoch berechnete Lautstärkewert bedeutet, dass in 250m Entfernung das Windrad bei Sturm in der gleichen Lautstärke zu hören ist wie ein leichter Regen(4). Autoverkehr kommt im Vergleich da schon mal auf 80 Dezibel.

Fazit: Es gibt keine Energiequelle, die unseren immensen Energiehunger stillen kann und dabei völlig ohne Auswirkungen auf Natur und Menschen bleibt. Es ist aber immens wichtig, die Perspektive zu bewahren. Das Windrad ist sicherlich nicht der laute Vogelkiller, als der es oft dargestellt wird.

Quellen/ zur Vertiefung

(1) Siemens Gamesa pioneers wind circularity: launch of world’s first recyclable wind turbine blade for commercial use offshore

(2) Umweltbundesamt – Windenergie an Land

(3) ZDF – Rotmilan gegen Windkraft (sehenswerte 9 Minuten)

(4) Deutsche Welle – Protest gegen Windkraft: Was ist dran an der Kritik?

(5) Spektrum.de – Schwarze Rotorblätter verringern Vogelsterben

(6) TAZ – Beim Infraschall verrechnet

Foto: Peter Franken auf Unsplash