In der Diskussion der Klimakrise wird oft der Eindruck erweckt, es handelt sich um ein wissenschaftlich-physisches, technisches und ökologisches Problem. Was oft zu kurz kommt ist die soziale Frage, denn die Klimakrise ist im gleichen Maß eine soziale Krise.
Dazu unten zwei Bilder die veranschaulichen, welche Länder durch ihre Emissionen am meisten zur Klimaerhitzung beigetragen haben, und welche Länder am meisten von der Klimakrise betroffen sind. Deshalb war das Bild des Eisbären auf seiner Scholle nicht hilfreich. Die Menschen, die durch ihren Lebensstil am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, haben mit den Folgen am meisten zu kämpfen, ohne die finanziellen Mittel zu haben, sich an den Klimawandel anzupassen. Südseeinseln werden verschwinden. Bangladesch ist schon heute von Hochwasser und verheerenden Wirbelstürmen betroffen. Vielerorts leben heute schon Menschen in Zonen, wo die Temperatur die 50 Grad überschreitet und ein normales Leben unmöglich macht.
Aus diesem Grund nimmt seit einigen Jahren die Diskussion um „Losses & Damages“ (Verluste und Schäden) Fahrt auf und wird zunehmend auch ein Kernthema für die internationalen Klimakonferenzen. Die Industriestaaten der nördlichen Hemisphäre fürchten diese Debatte, denn sie birgt das Risiko von Schadenersatzforderungen. Auch deshalb haben sie im Rahmen der Klimakonferenzen 100 Milliarden Dollar jährlich zugesagt, die in die ärmeren Länder des globalen Südens zur Bewältigung der Klimakrise fließen soll, zumeist in die Klimaanpassung, z.B. durch Bau von Deichen. Allerdings gibt es kaum Mittel, die zur Verfügung stehen, um Menschen, die heute schon betroffen sind und zum Beispiel ihr Zuhause durch Extremwetterereignisse verloren haben, aktiv zu helfen. Die Schäden durch den Klimawandel übersteigen schon heute die besagten 100 Milliarden Dollar um ein Vielfaches, und sogar dieses Geld, was in überwiegender Form als jährliche Transferzahlung zugesagt wurde, floss bisher in keinem Jahr vollständig.
Die Debatte um Verluste und Schäden und eventuelle Haftungsansprüche der am stärksten betroffenen Länder soll bei der diesjährigen Klimakonferenz in Ägypten stärker auf die Tagesordnung rücken und wird sicher weiter an Momentum gewinnen.
Quellen/ zur Vertiefung:
(1) Klimareporter – Das vergessene Kind der Klimakrise
(2) TAZ – Geld gegen schlechtes Gewissen
(3) Eine beeindruckende kleine Serie der BBC mit prägnanten und recht kurzen Eindrücken von Orten der Welt, wo Menschen heute schon bei Temperaturen von 50 Grad leben (leider nur auf Englisch): „Life at 50C„.
Foto: Markus Spiske auf Unsplash
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