Seit das Pariser Klimaabkommen getroffen wurde, sind schon wieder 6 Jahre verstrichen, und obwohl sich das 1,5 Grad Ziel in dieser Zeit im Bewusstsein und Handeln der politischen Akteure, Firmen und der Zivilgesellschaft weitgehend verankert hat, fühlt es sich oft nicht so an als ob die Umsetzung der Maßnahmen schnell und entschieden genug erfolgen. Das Fenster für die Erreichung von 1,5 Grad hat sich weiter geschlossen, aber noch ist der Konsens der Wissenschaft, dass wir immer noch in der Lage sind, dieses Ziel zu erreichen.
Viel wurde berichtet darüber, ob die Klimakonferenz COP26 in Glasgow ein Erfolg oder eine Niederlage war. Es war aus meiner Sicht nicht der große Wurf, denn es ist unglaublich schwierig, die Staatengemeinschaft auf gemeinsame Entscheidungen und Maßnahmen zusammenzubringen. Aber Glasgow hatte wichtige Erfolge, zum Beispiel hinsichtlich des Schutzes der Wälder weltweit, die Anerkennung von Maßnahmen, Methanemissionen als wichtiges und sogar viel wirkungsvolleres Treibhausgas neben CO2 zu bekämpfen, oder die Statements der Finanzwirtschaft, Kapitalströme viel stärker am Klimaschutz auszurichten. Indien formulierte erstmals ein Ziel für die eigene Klimaneutralität. Auch der Fakt, dass alle Staaten am 1,5 Grad Ziel festhielten ist ein Erfolg.
Im Vorlauf von Glasgow schärften einige Staaten ihre Nationally Determined Contributions (nationalen Klimabeiträge) nach. In ihrer Summe brachten diese Versprechen und die Strategien zur langfristigen Emissionsreduktion („LTS“) zum ersten Mal die daraus resultierende Klimaerwärmung auf unter 2 Grad, nämlich auf 1,8 Grad. Natürlich ist das nur ein optimistisches Szenario, denn es ist ein Ziel, keine Umsetzung. Die Summe aus langfristigen Zielen und 2030er Versprechen führen auf einen 2,1 Grad Pfad, die Summe der 2030er Ziele allein eher auf 2,4 Grad. Wenn wir weitermachen wie bisher, also „business as usual“; dann sind wir näher an 3 Grad (2,7°).
Wo stehen wir also?
Die Weltgemeinschaft rückt hinsichtlich Klimaschutz näher zusammen. Die Ziele werden ambitionierter, und der Umsetzungsdruck wächst.
Ist dieser Fortschritt gut genug und geht er schnell genug? Nein, bei weitem nicht.
Haben wir immer noch die Spielräume, die 1,5 Grad zu halten? Ja, aber es wird schwieriger.
Sollten wir weiter Druck ausüben? Ja, denn wie schon oft gesagt, jedes Zehntelgrad zählt.
Machen Klimakonferenzen noch Sinn? Ja, denn es gibt kein anderes demokratisches Forum, um die gesamte Weltgemeinschaft zusammenzubringen und gemeinsam auf ein Ziel einzuschwören.
Braucht es zusätzliche Plattformen? Ja, die gibt es sogar schon (z.B. die EU, welche den European Green Deal voranbringt), oder sie werden diskutiert (z.B. multinationale Bündnisse einer „coalition of the willing“).
Quelle: Climate Action Tracker
Foto: Kelly Sikkema auf Unsplash
Schreibe einen Kommentar