Gerade in Zeiten, wo wir schmerzhaft erkennen, dass die Abhängigkeit von russischem Gas nicht nur klimapolitisch, sondern sicherheitspolitisch keine gute Idee ist, stellen wir uns die Frage nach Alternativen.

Die drei verbliebenen deutschen Kernkraftwerke weiter laufen zu lassen ist weder wirklich hilfreich noch eine gangbare Option. Zum einen benötigen diese Kernkraftwerke Sicherheitsfreigaben, die so kurzfristig schwierig umzusetzen sind, zum anderen ist Kernbrennstoff für diese Kraftwerke nicht so schnell zu besorgen (und statt Gas Uranbrennstäbe aus Russland einzukaufen macht auch wenig Sinn, oder?). Außerdem decken diese 3 Kraftwerke gerade mal 6% des deutschen Strombedarfs ab (nur des Strombedarfs, nicht des Wärmebedarfs).

Flüssiggasterminals zu bauen dauert zu lange, und die bisherigen Terminals für dieses Gas (LNG) befinden sich eher im Westen Europas, ohne ausreichend Anbindung durch Pipelines nach Deutschland. Ja, sollten wir tun, aber das wird nicht ausreichen und zu lange dauern..

Die Antwort sind der entschlossene Ausbau erneuerbarer Energien. PV und Windkraftanlagen sind relativ schnell skalierbar im Vergleich mit den Alternativen, aber es schwingt immer wieder die Frage nach der Versorgungssicherheit mit. Was passiert, wenn der Wind nicht weht? Die Sonne nicht scheint? Oder beides, die Dunkelflaute? Obwohl sich PV-Ertrag (im Sommer viel, im Winter wenig) und Windkraftertrag (im Sommer weniger, im Winter mehr) teilweise ausgleichen, kommt es im Schnitt an 2 Tagen im Jahr zu einer Situation, an der nicht ausreichend Sonne scheint und auch die Windkraft weniger als 10% der Kapazität erreicht. Was dann?

Wie wird die Stromversorgung in Deutschland in Zukunft funktionieren? Wir werden ein dezentrales smartes Energienetz haben, und das nicht nur in Deutschland, sondern wie auch heute schon, über ganz Europa verteilt. Im Falle einer Dunkelflaute in Deutschland kann normalerweise Strom aus Solaranlagen aus Südwesteuropa oder Windenergie aus Holland oder Norwegen einspringen. Darüber hinaus werden bei kurzfristigen Schwankungen Millionen von zweiseitig ladenden Batteriespeichern aus Elektroautos aushelfen (ich finde es faszinierend, dass so eine Elektroautobatterie ein Haus für 4-5 Tage mit Strom versorgen kann), Energienutzer in der Industrie bis hin zu Wärmepumpen in Privathaushalten smart gesteuert, um eine Lastverteilung zu erreichen. Kurzfristig regulierbare Gaskraftwerke können als Reservekraftwerke einspringen, und sie benötigen in Zukunft dafür gar kein Erdgas mehr, sondern können mit grünem Wasserstoff betrieben werden. Große unterirdische Gasspeicher können dafür ein Drittel des jährlichen deutschen Erdgasverbrauchs vorhalten. Ein paar Tage Dunkelflaute im Jahr stellen in so einem dezentral organisierten, smarten System kein Problem dar.

Die Diskussion um das Thema der erneuerbaren Energien assoziiert bei mir ein Bild wo Leute am Tisch vor einem vegetarischen Gericht sitzen, und sie diskutieren stundenlang, ob dieses Essen ihnen genügend Proteine gibt, ob die Vitamine oder Mineralien passen, ob es nicht eventuell zu Mangelerscheinungen kommen kann oder zu sonstigen Unverträglichkeiten, oder ob es vielleicht nicht schmeckt, statt es einfach mal zu probieren.

Wie wäre es, einfach mal anzufangen, die erneuerbaren Energien auszubauen.

Aus Habecks Wirtschaftsministerium sowie aus der EU kommen dazu glücklicherweise ermutigende Signale.

Quellen/ zur Vertiefung:

(1) Christoph Podewils: Deutschland unter Strom

(2) Kemferts Klima Podcast: Wie wahrscheinlich ist ein Blackout (43min)

(3) Klimabericht – der Spiegel Podcast – Drohen uns Stromausfälle? (28min)

Foto: Paul Torres auf Unsplash