Mode erfüllt mehr als das rein funktionale Bedürfnis nach Kleidung, Sie ermöglicht uns Identität und Ausdruck unserer Persönlichkeit in unserer sozialen Umgebung und in der Gesellschaft. Sie stärkt unser Selbstwertgefühl, bietet Aufregung, Spaß und hedonistisches Vergnügen. Durch das, was wir tragen, kommunizieren wir, wer wir sind, drücken Status aus. Fast Fashion hat Mode demokratisiert, beschleunigt durch soziale Medien. Noch niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit war dieser Nutzen für so viele Menschen zugänglich.
Greenwashing ist der Versuch, die Wahrnehmung zu erzeugen, dass eine Marke/ Firma mehr dafür tut, die Natur zu schützen, als das der Fall ist. Dazu gehört die Verfälschung oder die Übertreibung grüner Referenzen zu einem Produkt, der Marke oder der ganzen Firma. Es suggeriert Konsumenten, dass bedeutsame Veränderung passiert, obwohl dies nicht der Fall ist.
Die gigantische Maschine der Modeindustrie spuckt jedes Jahr über 100 Milliarden Kleidungsstücke pro Jahr aus – 62 Millionen Tonnen Textilien. Ihr lineares System, bei dem nur 0,1% der getragenen Kleidungsstücke zu neuer Kleidung recycelt wird, führt unweigerlich zu Unmengen an Müll, eine LKW-Ladung pro Sekunde.
Dem gegenüber stehen die Ambitionen der Industrie zu weiterem Wachstum. Noch 2019 wurde ein jährliches Wachstum von 5% bis 2030 projiziert, was dann zu einem Umsatzplus von 80% in 2030 verglichen mit 2018 führen würde. Einiges davon könnten Preiseffekte sein, aber aufgrund der Dominanz von niedrigpreisiger Fast Fashion wäre ein solches Wachstum ohne signifikantes Volumenwachstum nicht zu schaffen. Corona hat die Industrie brutal gebremst, aber die Ambitionen sind zurück, fast auf einem Vor-Corona-Niveau: von heute bis 2030 soll die Industrie um ein Drittel wachsen.
Fragt man Kunden, warum sie Kleidung weggeben, werden drei wichtige Gründe genannt: „Mag es nicht mehr“ (26%), „Passt nicht mehr“ (42%), und „Kaputt“/“Abgetragen“ (19%). Innovative Geschäftsmodelle können teilweise Abhilfe schaffen: Mode im Abonnement oder kurzfristig, Second Hand Mode, Reparaturdienste. Die Nutzungsdauer von Kleidung würde sich verlängern, im Vergleich zu neuer Kleidung würde kein Material verbraucht, und es werden Emissionen, Wasser und Energie eingespart.
In Teil 4 der Serie haben wir das Ausmaß des Müllproblems der Modeindustrie besprochen. Warum werden nur 0,1% aller getragenen Kleidungsstücke im Kreislauf wieder in ein neues Kleidungsstück recycelt? Dafür müssen wir einen Blick in die Realitäten des Textilrecyclings werfen.
Der erste Schritt ist die Sammlung von Altkleidung, wobei Deutschland eine führende Rolle spielt. 75% der getragenen Kleidung fließt hierzulande zurück an karitative oder kommerzielle Organisationen, über Abholungen zu Hause, Rücksendungen an Markenhersteller, Sammelbehälter in Läden oder Altkleidercontainer (bei denen sich eine Sammelstelle von Fairwertung empfiehlt).
All das, was nicht in den direkten Wiederverkauf geht, landet früher oder später in einer Sortierstation.
Die Modeindustrie ist verantwortlich für Dutzende Millionen Tonnen Müll. Die genauen Zahlen variieren je nach Quelle… irgendwo zwischen 50-90 Millionen Tonnen. Das ist ziemlich viel… bildlich gesprochen eine LKW-Ladung an Kleidungsmüll jede einzelne Sekunde, um verbrannt zu werden oder auf einer Mülldeponie zu landen. Eine weitere anschauliche Visualisierung findet Ihr hier.
Wenn die Modeindustrie mit „business as usual“ weitermachen würde, dann würde zwischen 2015 und 2050 das zehnfache Gewicht der gesamten menschlichen Weltbevölkerung an Bekleidungsmüll anfallen.
Über Jahrhunderte hinweg waren die Materialien für Kleidung ausschließlich natürlichen Ursprungs. Tiere lieferten Häute, Schafe Wolle, Pflanzen Stoffe aus Leinen oder Hanf. Wer es sich leisten konnte trug Seide. Später ermöglichte die koloniale Ausbeutung die Entwicklung der Baumwollindustrie. Mit dem rasanten Bevölkerungswachstum des 20. Jahrhunderts begann man zu spüren, dass es nicht einfach war, die Produktion dieser Materialien immer weiter auszuweiten.
Ein Blick auf die verfügbaren Fakten zu natürlichen Materialien zeigt uns deren Auswirkungen.
Auf was achten wir, wenn wir Kleidung kaufen?
Für die allermeisten von uns stehen dabei Passform, Bequemlichkeit und Stil im Vordergrund. Gleich darauf folgt ein günstiger Preis (77%), ebenso wollen 74% beim Kauf Ausbeutung in der Lieferkette vermeiden. 55% der Deutschen wollen faire Arbeitsbedingungen und Löhne. Ebenso kaufen 50% der Deutschen Kleidung bei günstigen Händlern und Marken. Wenn es nach dem deutschen Konsumenten ginge, dürfte ein normales weißes T-Shirt 11,90 Euro kosten, für die nachhaltige Variante sind sie bereit, 15,84 Euro zu zahlen.
Sehr oft hört man „Man muss sich Kleidung leisten können“. Aber wer bezahlt den niedrigen Preis?
Wenn wir die Auswirkungen der Modeindustrie auf die Natur und die Menschen verstehen wollen, müssen wir uns ihre Wertschöpfungskette anschauen. Dabei wird aus Sicht der Marken und Händler oft der Begriff der Lieferkette verwendet, die alle Schritte vom Rohmaterial hin zum fertigen Produkt beschreibt. Allerdings entstehen viele der Auswirkungen der Modeindustrie nach der Herstellung des finalen Produkts. Wir müssen daher die gesamte Wertschöpfungskette von Anfang bis Ende betrachten: Design & Entwicklung, Rohmaterialien, Verarbeitung, Herstellung, Transport, Handel, Nutzungsphase, Ende der Nutzung.
Ich bin zurück mit einem neuen Thema für Euch, der Mode- und Bekleidungsindustrie. Lange habe ich mich damit schwanger getragen, denn mein Verhältnis zu dieser Industrie ist zwiegespalten, um es diplomatisch auszudrücken.
Als ich vor 20 Jahren meine berufliche Laufbahn bei adidas begann, wurde ich Teil einer Sportmarke, die noch fast familiär und mittelständisch geprägt war. Jeder der mich kennt weiß, wie sehr ich mich mit dieser Marke identifiziert habe. Als Kind des Ostens war es ein Privileg, ein Paar adidas Schuhe zu besitzen, Die Marke hatte im Ostblock der 80er Jahre einen Mythos aufgebaut, dem ich mich nicht entziehen konnte. Ich erinnere mich an die Bilder der Olympischen Spiele, wo die drei Streifen allgegenwärtig waren. Sie standen für den Sport, sie waren der Sport.